Heinrich Heine, der Unsterbliche
Denkwürdige Detonationen in Zusammenhang
mit einem überirdischen Dichter
Heinrich Heine, der bis dahin nie gehörte Töne in die Literatur eingeführt hatte, segnete das Zeitliche und gleich darauf bemühten sich illustre Kreise,
seinen Geist anzuzapfen.
Am 17. Februar 1856, seine Matratzengruft unter und hinter sich lassend, war er in Sphären entschwebt, die gerne
als Himmmel oder Hölle mit einem reinigenden Fegefeuer dazwischen klassifiziert werden. Wo nun genau und wie er sich befinden könnte,
das wollte der Rendant David Hornung, Sekretär des Berliner "Magnetischen Vereins",ergründen. Dazu erfand er, ein Tüftler von Gottes Gnaden, den Emanulektor,
benutzte die Psychographie und ein Medium, mal männlich, mal weiblich und ließ sich nach stimmungsvollen Séancen mit polternden Tischen, sensationellen Detonationen und
umherfliegenden Büchern den ganzen Hokuspokus durch angesehene Adlige und honorige Bürger bestätigen.
Den Emanulektor kann man sich vorstellen als Scheibe, versehen mit Ziffern und den Buchstaben des Alphabets, verbunden mit einem Zeiger, der durch das Medium in Schwung gebracht wird und schwuppdiwupp wird auf diese Weise ein sinniges oder vielmehr unsinniges Gedicht von Heine aus dem Jenseits übertragen:
...Riß auch des Lebens Fluth mich in den Brand hinunter, / Ich zittre nicht, – die Seele geht im Sturm nicht unter.
So mancherlei Widersprüchlichkeiten ergeben sich aus solch gespenstischen Manifestationen des verblichenen Dichters, doch bleiben diese Botschaften aus dem vermeintlichen Jenseits den zeitgenössischen Vorurteilen Heine gegenüber redlich treu und also bestätigt der Geist des Dahingeschiedenen dem Medium und allen, die dem glauben, was in einem solchen Kreis unter Umständen ohnehin zu erwarten war: dass er ein Agnostiker gewesen sei
Nur die Narren erkennen außer sich ein höheres Wesen; ich fand stets in meinem ungetrübten Selbstbewußtsein das höchste Wesen, welches mir Gesetze gab, - und so denke ich heute noch.
Während die Protokolle verschiedener spiritistischer Sitzungen u. a. von Baron v. Forstner, Freiherr von Zedlitz, General v. Pfuel, dem Chemiker Stöcklein durch „eigenhändige Unterschrift&ldquo bezeugt wurden, scherte ein Ungläubiger aus, der von Anfang an schon als Ignorant charakterisiert, um nicht zu sagen: denunziert worden war: der bekannte Pädagoge, Verfasservon Schulbüchern, Adolph Diesterweg. Es missfiel dem Rendanten, dem abgehobenen Rechnungsführer Hornung, als Diesterweg „nichts Besseres zu antworten“ wusste als:
So lange ich mir eine so außerordentliche Sache nicht erklären kann, glaube ich sie nicht, sondern bezweifle sie.
Mit diesen wegweisenden Worten sei dies Kapitel ohne weitere unheimliche Detonationen abgeschlossen, – nicht ohne den Hinweis, dass Hornung, möglicherweise eine christlich gespaltene Persönlichkeit, sich ausdrücklich von fiktionalen Phantastereien und empathischen bzw. unsympathischen Heine–Nachäffern distanzierte, und da er sich die Erscheinungen bestätigen ließ, kann es sich höchstens um Fakes am runden Tisch oder aus dem Jenseits handeln.
Heine, hinabgestiegen zur Hölle oder aufgefahren in den Himmel, – das wurde von einigen Autoren erzählerisch ausgeschmückt. Zu diesem Totengedenken sondergleichen gibt es vergnügliche Lektüre.