Katzenreiter–Logo
Eine Zeichnung des Gehirns, Phrenologische Zuordnungen

Treffen mit Koeppen

Da treffe ich tatsächlich den Schriftsteller Wolfgang Koeppen. Und er entpuppt sich als bildender Künstler.
Er hat eine Museumslandschaft gebaut – über mehrere Straßenzüge hinweg.
Ausschnitte davon kann ich erkennen, während ich mit ihm zum Museumseingang wandere. Über die weiße, leicht gelblich schimmernde weit dahingestreckte Skulptur wundere ich mich und rätsele:
ob aus Elfenbein, ob aus Kunststoff geschaffen? Koeppen geht am unscheinbaren Museumseingang vorbei, auch nicht in einen seltsamen mit Gerümpel gefüllten Schuppen hinein,
sondern stracks zu einem Wasserlauf, einem größeren wie auch breiteren Bach, in den er, angezogen wie er ist, hineinsteigt.
Ich solle ihm folgen. Nein, das mach ich nicht.
Er steht beinahe schon bis zur Hüfte im Wasser. Ich zücke meine Kamera, nestle am Teleobjektiv herum und habe vom Bachufer, von der Böschung herunter, ein Bild des Schriftstellers vor Augen, wie essympathischer nicht sein könnte. Mit gespannten Augen blickt Koeppen zu mir empor.

Ein Blick auf Madonna

Madonna (oder Traumkitsch?) Eine Frau im Kleid, das Himmelblau. Mit ihren langen Beinen, diese nackt, gebräunt, leicht angewinkelt, sitzt sie auf einem Vorsprung, der aus dem First eines Hauses herausgebaut ist wie ein Laufsteg.
Ich schaue gebannt. Dann habe ich das Gesicht dieser Frau groß vor mir und ich sehe in ihre einmaligen Augen.Ich vergleiche sie mit Edelsteinen. Die Farbe oszilliert zwischen lapislazuli und smaragdgrün. Dieser Frau bekenne ich in einem Satz mit drei Worten meine Liebe, in einem zweiten Satz meine Verehrung und zuletzt höre ich mich sagen:
Ich bete dich an!